Die katastrophale Versorgung mit Grippeimpfstoffen in den letzten Monaten sollte für die Krankenkassen Anlass genug sein, inne zu halten und zu überlegen, was man in Zukunft besser machen könnte.
Wir erinnern uns: die Krankenkassen, allen voran die AOKen, haben für diese Saison die Grippeimpfstoffe ausgeschrieben und jeweils für eine Region mit einem Anbieter einen Exklusivvertrag zur Belieferung geschlossen. In Schleswig-Holstein konnte nun Novartis nicht liefern. Die Folge: die Grippeimpfstoffe der anderen Hersteller kamen zum Einsatz und es traten deutliche Lieferengpässe auch in Niedersachsen auf (die Umfrage der ägnw ergab diesbezüglich deutliche Ergebnisse). Mittlerweile darf auch in Niedersachsen jeder Impfstoff eingesetzt werden, sofern verfügbar.
Nun sollte man meinen, dass diese Erfahrung – gepaart mit dem erlebten Desaster der Exklusivvereinbarung über Inkontinenzvorlagen – die AOK Niedersachsen zum Einhalt und Nachdenken über das eigene Handeln bewegen würde. Weit gefehlt. Während man bei kleinsten Vorkommnissen bei niedergelassenen Ärzten aufschreit und größte Vorwürfe erhebt (Stichwort Abrechnung von Toten), ist man bei eigenen Themen völlig ignorant. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn dies inner-aok-liche Prozesse betreffen würde. Hier aber geht es um die Gesundheit der Bevölkerung.
Die Versorgung der Bevölkerung mit Grippeimpfstoffen ist nicht gesichert. Konsequenz: keine. Auch für die nächste Saison soll wieder mit Ausschreibungen gearbeitet werden und soll ein Anbieter zum Zuge kommen.
„Same procedure as last year?“
Wann wird die Einsicht, dass Rabattverträge die Versorgung der Bevölkerung verschlechtern, bei den Verantwortlichen ankommen. Reichen die Milliardengewinne der Krankenkassen noch nicht. Diese Gewinne werden auf Kosten der Versicherten erwirtschaftet mit deren Geld. Die Versicherten haben Anspruch, für Ihre Beiträge eine bestmögliche Versorgung zu erhalten. Und die Realität: Rationierung und Einsparung allenthalben: bei den Ärzten, bei den Medikamenten, bei den Heil- und Hilfsmitteln. Und warum: nur weil die Krankenkassen den Hals nicht voll bekommen.
Wir fordern die Politik auf, hier nicht nur Betroffenheit zu äußern, sondern endlich zu handeln. Wir werden nicht zögern, dies zum Thema in den letzten Wochen des niedersächsischen Wahlkampfes zu machen. Und wir halten auch durch bis zum Bundestagswahlkampf.
Liebe Kolleginnen und Kollegen: seid bereit und bringt dieses Thema an die Patienten.